Ein Gänserich namens Hannes

Ein junger wißbegieriger Gänserich, der gut rechnen kann, reist in ein Zauberland

Und das ist eins seiner Abenteuer dort.

Der Drache und seine Schätze.

Hannes blieb eine Weile im Schloss des Königs, und wollte dann weiter fliegen.

Der König sagte:

•  Ich muss dich warnen. In dieser Richtung lebt ein großer, böser, feuerspeiender Drache – alle fürchten sich vor ihm!

•  Danke und auf Wiedersehen, - sagte Hannes und flog los.

Er wurde neugierig, was war das für ein Drache, und flog in die erwähnte Richtung. Und tatsächlich, schon bald waren schwere Schritte zu hören – STAMPF-STAMPF-STAMPF – und auf der Straße stand ein riesiger Drache. Aus seinem Rachen schoss eine lange breite Flamme!

Hannes flog sofort höher, zum Ohr des Drachen, und rief:

•  Hallo, Drache! Ich heiße Hannes. Warum bist du so böse, was ist passiert?

Der Drache war so überrascht, dass die Flamme erlosch.

•  Noch nie hat jemand so mit mir gesprochen! Alle haben Angst und laufen gleich weg. Hallo, Gänserich Hannes. Ja, du hast Recht, mir ist ein großes Unglück passiert.

          Hannes flog näher ans Auge des Drachen.

•  Was für ein Unglück?

•  Meine Schätze.... Weißt du überhaupt, was einem Drachen seine Schätze bedeuten?

•  Nein.

•  Meine Edelsteine.... mein Gold.... - der Drache weinte, und Hannes wich den schweren dampfenden Tränen aus.

•  Heule nicht, sondern erzähl lieber, was los ist.

Der Drache schluchzte.

•  Komm mit, ich zeige es dir.

Er führte Hannes zu einem riesigen Berg. An einem Hang stand ein großer Felsenblock.

Der Drache seufzte:

•  Eine böse Zauberin hat den Eingang in meine Höhle verzaubert! Sie sagte, der Felsen gibt den Eingang nur dann frei, wenn ich einen Gegenstand hierher bringe; das nur eine Seite und nur einen Rand hat. So was gibt es doch gar nicht!- der Drache weinte wieder, und Steine am Berg dampften unter seinen Tränen.

  Hannes dachte lange nach... und dann hatte er eine Idee!

•  Sag mal, wenn dir jemand hilft, deine Schätze wiederzubekommen, willst du dann sein Freund sein?

•  Selbstverständlich! - rief der Drache. - Ich wäre sogar sein bester Freund, würde ihm immer helfen und ihn beschützen!

•  Ich komme bald wieder! - versprach Hannes und flog zum König.

  Der König staunte, als der Gänserich, der eigentlich weiterfliegen wollte, in sein Fenster reinkam.

•  Und nochmals guten Tag, König! - sagte Hannes. - Du hast eine ausgezeichnete Gelegenheit, mit dem Drachen Freundschaft zu schließen .

  Der König staunte noch mehr:

• Mit dem Drachen?! Will er etwa, dass ich ihm jemanden zum Fressen gebe?

  Hannes wedelte ungeduldig mit dem Flügel:

• Er will überhaupt niemanden fressen! Er ist gar nicht böse, sondern nur sehr, sehr unglücklich, und braucht Hilfe, um seine mit Zauber belegte Höhle wieder frei zu bekommen. Aber ich brauche dafür die Künste deines Schmiedes.

  Der König seufzte:

•  Ich habe keine Ahnung, was du so vorhast.... Aber du hast meine Tochter gerettet, und ich bin dir vepflichtet. Geh zu meinem Schmied, sag ihm, ich befehle ihm dir zu gehorchen.

  Der Schmied bemühte sich, konnte aber nicht verstehen, was Hannes haben wollte. Dann flog Hannes zur Prinzessin. Sie hörte ihm zu, nahm Papier, Schere und Kleber, schnitt einen Papierstreifen aus und verband beide Enden des Streifens zu einem Ring, aber nicht gerade, sondern mit einer halben Drehug. Dann klebte sie die Enden zusammen.¹

  Jetzt hat der Schmied die Aufgabe verstanden, und eine große Metallkonstruktion war bald fertig. Hannes wies die Soldaten des Königs an, sie auf der Wiese vor dem Schloß aufzustellen,und flog zum Drachen.

Der Drache wartete schon ungeduldig auf Hannes' Rückkehr. Als er hörte, dass eine Art Schlüssel zu seiner Schatzhöhle fertig war, freute er sich sehr und düste so schnel los, dass Hannes gerade mal mithalten konnte. Die Soldaten des Königs erschraken, als sie den sich rasend schnell nähernden Drachen sahen, aber der Drache hat im Flug den gebogenen Metallring geschnappt und machte gleich kehrt. Hannes auch.

Der Drache legte vorsichtig den großen Ring vor dem Felsenblock.... Hannes hielt den Atem an und schaute.... und plötzlich.... der Felsen knirschte, ruckelte und bewegte sich langsam zur Seite!

• HURRA!!!! - schrie der Drache und eilte zu seinen heiß geliebten Schätzen.

  Hannes wollte schon weiterfliegen, aber der Drache steckte seinen Kopf aus dem Höhleneingang raus:

• Wo willst du hin? Warte bitte! Ich suche hier ein Ding...

  Nach etwa einer halben Stunde kam der Drache ganz raus:

•  Uff, war das schwer zu finden. Hier, das ist für dich! Und vielen Dank!

In seiner Pfote glitzerte ein großer hellblauer Edelstein, so groß wie ein Gänseei, seine obere Seite war ziemlich breit.

• Oh, was für ein schöner Stein! Danke! - freute sich Hannes.

  Der Drache lachte:

  - Er ist nicht nur schön, es ist ein Zauberstein. Wenn du auf seine obere Seite pustest, dann erscheint dort eine Zahl. Wenn du es schaffst, die Quadratwurzel² von dieser Zahl zu errechnen; und sprichst diese Antwort laut aus, erfüllt der Stein einen deinen Wunsch. Jedesmal erscheint eine andere Zahl.

  - Also gut, versuchen wir es! - sagte Hannes und pustete auf die obere Seite des Steins. Dort erschien die Zahl Vier.

• • • • Zwei! - nannte Hannes die Quadratwurzel laut, und einige Sekunden später vor der Höhle stand ein großer, üppig gedeckter Tisch mit vielen sehr schmackhaften Gerichten.

        - Wow! - staunte der Drache! - Dieser Stein ist wie geschaffen für dich. Ich speie ja Feuer, wie du weißt, und außerdem.... - der Drache zögerte, - ich kann nicht so gut rechnen.

        - Das macht nichts, - beruhigte ihn der Gänserich.

        - Hannes, du bist wirklich sehr klug!

        - Ich weiß, - sagte Hannes bescheiden. - Lass uns essen!

Als sie so richtig satt und zufrieden waren, sagte der Drache:

- Jetzt gehe ich zu meinen Schätzen!

• • • Hast du nicht etwas vergessen? - fragte Hannes.

    • Nochmals vielen Dank!

    • Nicht für mich, - lächelte Hannes, - für den König.

    • Den König? - wunderte sich der Drache.

    • Selbsverständlich. Ich hatte zwar die Idee, wie der gebogene Ring gemacht werden sollte, aber das war der Scmied des Königs, der den Ring fertigte. Du hast auch versprochen, der beste Freund für denjenigen zu sein, der dir hilft, deine Schätze zurückzuberommen.

    • Ja, du hast Recht! - stimmte der Drache zu, holte aus der Höhle einen Sack voller Gold und flog gemeinsam mit Hannes zum königlichen Schloss.

      Der König stand auf der Schlossmauer, weil er sehr neugierig war, wie es Hannes erging. Er staunte nicht schlecht und freute sich sehr, als der Drache feierlich auf der Wiese vor dem Schloss landete, den Sack mit Gold den angerannten königlichen Soldaten übergab und genauso feierlich schwor, dass er von nun an ein Freund des ganzen Königreiches sein wird. Dann verabschiedete der Drache sich artig und flog schnell weg – zu seinem Schatz, den er so lange vermisst hat!

    • Hannes..... Hannes kann es! Das hast du wirkllich toll gemacht! - sagte der König.

    • Danke, - antwortete Hannes bescheiden. - Jetzt fliege ich aber wirklich weiter! Es gibt nur ein Problem....

    • Was für eins? - fragte der König.

    • Ich weiß nicht, wie ich den Zauberstein, den mir der Drache geschenkt hat, mit-nehmen kann. Taschen habe ich ja keine.....

    • Dieses Problem werden wir gleich lösen, - sagte die Prinzessin, nähte schnell eine kleine Tasche, gerade so groß, das der Zauberstein gut rein passte, und hängte diese Tasche an den Gänsehals.

    • Danke und auf Wiedersehen! - rief Hannes und flog hoch.

    • Komm dann wieder zu uns, wir sind immer froh, dich zu sehen! - der König und die Prihzessin winkten Hannes hinterher.